Rudern, Golfen, Klettern, Skifahren oder Mountainbiken – es gibt kaum etwas, was Matthias Uhlig nicht macht. Viele Jahre lang organisierte der agile Augustusburger (Sachsen) Freizeitangebote für Menschen mit Behinderung, die von Tischtennis über Badminton bis hin zu Rad- oder Klettertouren reichten. Das sei aber keine Selbstverständlichkeit, denn viele dieser Aktivitäten seien vor zwanzig Jahren noch nicht möglich gewesen.
Er selbst trägt seit 36 Jahren (unfallbedingt) eine Oberschenkelprothese und konnte in dieser Zeit bereits einige entscheidende Entwicklungsschritte in der Prothesenversorgung ganz praktisch am eigenen Bein erleben. Eine dieser wichtigen Entwicklungen ist das Linx-System , das in seine Prothese eingebaut ist. Obwohl Matthias Uhlig mit seinen Versorgungslösungen zuvor immer gute Fortschritte gemacht hatte, mussten sein Rücken und seine Hüfte oft hart arbeiten, um die Stöße der leicht ungleichmäßigen Bewegungen auszugleichen. Lange Zeit litt er unter Schmerzen im Iliosakralgelenk und in den Lendenwirbeln.
Das lag vor allem an der fehlenden Kommunikation zwischen dem mikroprozessorgesteuerten Kniegelenk und dem elektronischen Prothesenfuß, wie er heute weiß. Die ausgleichende Funktion zwischen diesen beiden übernimmt bei einem gesunden Bein in der Regel der Knöchel – doch dieser Teil fehlt bisher bei den auf dem Markt erhältlichen Pflegelösungen. Das erste vollintegrierte mikroprozessorgesteuerte Beinprothesensystem, Linx, das Matthias Uhlig bereits seit einigen Jahren trägt, übernimmt auch diese Aufgabe des Sprunggelenks, denn zwischen Knie und Fuß werden ständig Informationen ausgetauscht. Auf diese Weise werden die Bewegungsabläufe ständig an die aktuellen Umgebungsbedingungen angepasst; Der Effekt macht sich vor allem beim Bergauf- und Bergabgehen bemerkbar, wenn zusätzliche Energie zum Abstützen oder Abbremsen aufgewendet wird oder beim Gehen auf unebenem Gelände, wie z.B. Schotter, da die Prothese permanent auf die Gegebenheiten ausgerichtet ist.
Dieser Zugewinn an Sicherheit und Komfort ist für Matthias Uhlig deutlich spürbar: "Ich gehe viel entspannter und meine Schrittlänge hat sich angeglichen. Der Film ist nicht mehr so exzentrisch wie früher." Durch die große Bewegungsfreiheit im Gelenkfuß – vom Fersenauftritt bis zum Zehentritt sind es 9 bis 10 Grad – ist das Laufen nun auch für ihn angenehm. Die herkömmlichen Varianten mit Carbonfedern haben dagegen nur eine geringe Gelenkfunktion. Auch langes Stehen ist mit der innovativen Verriegelungsfunktion des Systems kein Problem mehr, zuvor hatte er eine Stehphase weitestgehend vermieden. Somit nutzt Matthias die Prothesenseite viel mehr. Eine gute Mobilitätslösung für das eigene Handicap zu finden, hat er sich auch als Patientenbetreuer im Sanitätshaus Reha-aktiv verschrieben. Denn eine Behinderung ist kein Grund, sich in den eigenen vier Wänden zu vergraben, da ist er sich ganz sicher.
Der Artikel ist in der Zeitschrift BARRIEREFREI erschienen.